350-018 646-206 a00-240 220-802 640-554 70-466 mb7-702 70-417 74-335 c2090-303 Immer dieser Stress! • Fahrtendrang

Immer dieser Stress!

Wir sind unterwegs! Innere Mongolei, atemberaubende Landschaften, die unendliche Weite der Wüste, Höhlentempel und Graslandschaften. Dazu Menschen und Orte, die offenbar noch nie von Nicht-Chinesen besucht wurden. Es ist einfach beeindruckend. Umso besser können wir jetzt die letzten organisatorischen Vorbereitungen in Peking Revue passieren lassen. Am Ende ist doch alles mehr oder weniger gut gegangen.

Man kann sich vorbereiten wie man will, am Ende ist es doch immer stressig. Da wir unsere Pässe zwischenzeitlich immer mal wieder brauchten, kamen wir erst 15 Tage vor Abreise dazu, unser Indien Visum zu beantragen. Sollte ja eigentlich kein Problem sein, schließlich soll der ganze Prozess nur drei Werktage dauern. Zumindest theoretisch.

FotoAls wir allerdings nach eineinhalb Stunden warten und einer weiteren Stunde am Schalter im Gespräch mit dem Angestellten der Visumsagentur (die sich Geld dafür einsteckt, dass sie die Unterlagen prüft und an die Botschaft weiterleitet, leider der einzige Weg in Peking) umgerechnet knapp 60€ auf den Tisch legten und die Aussage erhielten, es würden fünf bis sieben Werktage vergehen, bis wir unsere Pässe wieder in den Händen halten würden, mussten wir kurz nachrechnen. Aber gut sollte ja immer noch reichen. Wir hatten zwar mit Abschlussarbeit, Klausuren, Abschlusspräsentation und nicht zuletzt den anderen Reisevorbereitungen gut zu tun, aber etwa eine Woche Puffer sollte immer noch ausreichen.

Nach einer Woche erhielt Fabian dann einen Anruf. Als sich eine Mitarbeiterin der Agentur meldete, freute er sich schon auf die Auskunft, dass er seinen Pass abholen könne, doch stattdessen wurden wir alle zum Interview in die Indische Botschaft zitiert. Wieso? „I don’t know.“ Kriegen wir unser Visum noch rechtzeitig dann? „I don’t know.“ Gibt es Personen bei der Botschaft, an die wir uns wenden können? „No.“ Der nächstverfügbare Interviewtermin war zwei Tage vor unserer geplanten Abreise. Könnte knapp werden…

Nach zwei Stunden warten (daran sind wir mittlerweile gut gewöhnt) sprachen wir am vereinbarten Termin dann mit einem Mitarbeiter der Botschaft, der unsere Unterlagen auch komplett vor sich hatte. Immerhin. Auf dem beigelegten ursprünglichen Reiseplan hatten wir angegeben, dass wir mit dem Auto weiter nach Pakistan reisen wollen, und (mehr oder weniger erwartungsgemäß) wurde da genauer nachgefragt. Nachdem wir aber schriftlich versichert hatten, dass wir von diesem Plan abgerückt waren, wurde uns gesagt, dass der Visumsausstellung nun nichts mehr im Wege steht. Lediglich wann wir die Pässe kriegen würden, war noch offen. Und auch nachdem wir vier Mal erwähnt hatten, dass wir Peking zwei Tage später verlassen wollen, gab es die gleiche Antwort: „I don’t know“. Jetzt war natürlich wieder die Visumsagentur zuständig.

Einen Tag später, Anruf bei der Visumsagentur. Wann wir die Pässe bekommen würden, konnte man uns natürlich nicht sagen. Telefon oder Mail von Zuständigen gibt es nicht, aber wir könnten wohl einen Brief an die Botschaft schreiben und in der Agentur abgeben, dieser würde dann weitergeleitet. Wir hatten einfach keine Lust mehr.

Wieder einen Tag später, 26. Juni, ab heute hatten wir unser Auto gemietet. Mal wieder ein verzweifelter Anruf, eigentlich ohne Hoffnung auf Erfolg. Doch dann: „Hello Sir, you can pick up today“. Punktlandung! Jetzt nur noch schnell das Auto abholen, dann könnten wir doch unsere Sachen packen und loslegen.

Thomas hatte bereits vorher telefonisch geklärt, dass mit der Fahrzeugabholung alles glatt gehen sollte, daher rechneten wir mit keinen größeren Hürden. Im Büro angekommen, hieß es jedoch erst einmal: warten. Zunächst mussten die Kunden vor uns abgearbeitet werden, und als wir die Prozedur sahen, ahnten wir bereits, dass eventuell doch nicht alles so schnell abgewickelt werden würde, wie wir uns das vorgestellt hatten.

IMG_3481Als wir endlich dran waren, entwickelte sich die Sprachbarriere irgendwann zu einem Problem, so dass andere Kunden als Übersetzer eingebunden wurden. Das war für uns natürlich ein Vorteil, allerdings führte das dazu, dass diese Kunden auch noch vor uns bearbeitet wurden. Wir wurden wieder zum Warten gesetzt. Mehrfach wurde auch die (mehr oder minder) englischsprachige Hotline eingesetzt, die uns telefonisch erklärte, dass wir das Auto auf jeden Fall bis zum vereinbarten Datum zurückgeben müssten. Naja, das hatten wir uns schon fast gedacht. Offenbar reichte es aber nicht, uns diese elementare Information einmal zu geben, im weiteren Verlauf wurde ein weiterer Kunde dazu genutzt, uns erneut mitzuteilen, dass wir unser Auto pünktlich zurückgeben müssen. Gut, dass wir das nun wissen.

Letzter Prozessschritt im scheinbar kaum zu durchschauenden Ausleihprozedere war die Hinterlegung der Kaution. Unsere normalen VISA- und Mastercards wurden bei der größten Autovermietung Chinas nicht akzeptiert, und Bargeld kam eigentlich nicht in Frage, da nach der Ausleihe noch ein größerer Betrag für mehrere Wochen einbehalten wird. Daher brachte uns einer der beiden Mitarbeiter mit einem Auto zur nächstgelegenen Bank of China, damit wir erneut Geld von unserem deutschen Konto abheben und auf das chinesische Konto einzahlen konnten. Da ein Teil der Straße zur Bank gesperrt war, mussten wir etwa 200m noch laufen. Und natürlich fing es just in dem Moment, in dem wir aus dem Auto stiegen, wie in Strömen zu regnen an. Als wir das Bankgebäude erreichten, waren wir gut durchnässt.

Nach geschmeidigen zweieinhalb Stunden hielten wir dann endlich den Schlüssel in der Hand und konnten unseren fahrbaren Untersatz begutachten. Jetzt mussten wir nur noch unsere kompletten Zimmer ausleeren, Pakete mit überschüssigem Gepäck zur Post schleppen und nach Deutschland schicken, Deutschlands Sieg gegen die USA bejubeln, uns bei allen Freunden verabschieden, und den chinesisch komplizierten Auscheck-Prozess (möglichst viele verschieden Stellen = viele rote Stempel = guter Prozess!) hinter uns bringen.

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Und nach einer kurzen Nacht war es am 27. Juni gegen 12 Uhr dann endlich so weit. Wir waren unterwegs!

Übrigens: wie in diesem Beitrag schon kurz erwähnt, ist Pakistan als Reiseziel jetzt endgültig vom Tisch. Nachdem wir auch nach vier Anläufen die Pakistanische Botschaft nicht mit einem Visum in der Hand verlassen konnten, haben uns mit Blick auf Militäroffensive der Regierung und die angekündigten Vergeltungsschläge der Taliban entschieden, nicht nach Pakistan zu reisen. Unsere Route sieht nun so aus, dass wir von Indien per Flieger in den Iran reisen und von dort die Tour fortsetzen. Eine Verschiffung des Autos von Mumbai aus ist zwar nicht ganz günstig, aber möglich, und auf jeden Fall die sicherere Variante.

In den nächsten Tagen und Wochen werden wir hier von unserer Reise berichten und freuen uns natürlich über jede Rückmeldung..

2 Kommentare zu Immer dieser Stress!

  • Maria & Bernhard  sagt:

    Hallo Fabian,

    wir wünschen Dir und Deinem Freund eine gute Fahrt, etliche bunte Stempel, aber dann aus vielen verschiedenen Regionen/Ländern/Städten.
    Wir freuen uns über weitere, so lebendige Berichte mit Erlebnissen und Eindrücken, die Ihr auf Eurer Heimfahrt gewinnt.
    bleibt gesund und allzeit gute Fahrt
    Maria & Bernhard

  • Von Ost nach West • Fahrtendrang  sagt:

    […] ansonsten gibt es aber bei der Abholung unseres Toyota Etios keinerlei Probleme. Ganz anders als damals in China. Und dann sind wir endlich wieder auf der Straße unterwegs. Die Schnellstraße von Delhi nach Agra […]

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