
Die Zugfahrt nach Tibet ist bereits das erste Highlight einer Reise durch die autonome Provinz. Es war wahrlich nicht einfach an Tickets zu kommen, aber irgendwie haben wir es am Ende doch geschafft. 24h von Chengdu nach Xining, dann gute 8h Aufenthalt, und anschließend noch einmal knapp 24h von Xining nach Lhasa. Das Protokoll unserer Zugfahrt, der zweite Teil.
12:50:
Wir haben reichlich Zeit in Xining und entschließen uns, in die Stadt zu fahren. Ein englischsprechender Guide bietet uns eine komplette Tour an und ist auch sonst sehr hilfsbereit, aber wir steigen letztlich in ein bereitstehendes Taxi und versuchen es auf eigene Faust. Unser Gepäck können wir glücklicherweise am Bahnhof lassen.
14:02:
Einen kleinen Tempel haben wir bereits gesehen, und nun stehen wir an den Überresten der Stadtmauer. Diese sind allerdings ziemlich unspektakulär: etwa 200m lang, zerbröckelter Lehm, und nah dran oder sogar darauf kann man nicht. Langsam haben wir auch Hunger, und machen uns auf dem Weg zum Essen.
14:53:
Wir schlendern im muslimischen Viertel an der Moschee vorbei auf den Markt und versorgen uns für kleines Geld mit einem kalten Nudelgericht, Brot und Getränken. Während des Essens werden wir von sehr freundlichen, aber irgendwann auch nervigen Passanten gestört, die in allen Posen und Zusammenstellungen mit uns Bilder machen wollen.
17:04:
Nachdem wir noch etwas durch die Stadt gezogen sind, entspannen wir uns bei einem Kaffee kaufen noch Vorräte. Unsere Tüten sind zwar noch rappelvoll, aber etwas Obst und Brot werden uns die Fahrt sicherlich noch weiter versüßen.
20:57:
Der Einstieg in den Zug stellt sich als erstaunlich problemlos heraus, alles klappt reibungslos. Sogar Maren, die eigentlich in einem anderen Waggon untergebracht ist, kann noch in unser Abteil wechseln. Diesmal fahren wir etwas luxuriöser in einem Viererabteil, mit verschließbarer Tür und regulierbarer Klimaanlage.
22:11:
Beim Einsteigen haben wir noch zwei weitere Deutsche kennengelernt, die auch nach Tibet und dann von dort weiter nach Nepal und Indien reisen. Wir quatschen noch ein bisschen über unsere Reisepläne, bevor es ins Bett geht.
10:01:
Langsam werden wir wach, und werden von beeindruckenden Landschaften um uns begrüßt. Bis zu unserer Ankunft werden wir das Panorama genießen dürfen, in dem sich grüne und schneebedeckte Berge, weite Graslandschaften, glasklare Seen und kauende Yaks in ein traumhaftes Bild fügen. Fotos werden natürlich fleißig geschossen.
12:34:
Die Zeit vertreiben wir uns ähnlich wie auf der letzten Zugfahrt mit quatschen, Karten spielen, Blog Schreiben und Lesen. Thomas und Maren probieren sich wieder an den künstlichen japanischen Süßigkeiten, die diesmal noch abgefahrener sind, allerdings schmeckte das Produkt der ersten Fahrt besser.
14:43:
Mit den Worten „I want to sit here.“ kommt ein sonst ganz netter Chinese zu uns ins Abteil und unterhält sich eine Weile mit uns. Er ist Lehrer in Lanzhou und hat in Peking studiert, so dass wir einige Anknüpfungspunkte haben. Sein Englisch ist nicht besonders gut, aber immer noch um Längen besser als unser Chinesisch.
Irgendwann zwischen 12:00 und 16:00:
Ohne dass wir es mitbekommen, passieren wir den höchsten Punkt der Zugstrecke, den Tanggula Pass auf 5.072m. Die 2006 eingeweihte und 3,3 Milliarden Euro teure Strecke hält auch weitere Rekorde, wie beispielsweise den höchsten Bahnhof (5.068m) und den höchsten Tunnel (4.905m) der Welt.
17:02:
Langsam stellen wir uns darauf ein, dass die Zugfahrt zu Ende geht. Unter dem Strich ging die Zeit viel schneller als erwartet herum, und wenn man noch eine richtige Dusche hätte, könnte man sich wirklich länger im Zug aufhalten.
18:09:
Ein letztes Abendessen auf Schienen steht an, dieses Mal im Bordrestaurant. Wider Erwarten haben sich unsere Vorräte kaum verkleinert, aber in den nächsten Tagen werden wir das ein oder andere Mal noch davon zehren können.
20:34:
Wir rollen pünktlich in Lhasa ein. Nachdem wir kurz die Einreiseformalitäten hinter uns gebracht haben, werden wir von einem Fahrer der travel agency abgeholt. Zur Begrüßung erhalten wir einen tibetischen weißen Schal und einen beeindruckenden Blick auf den Potala Palast, den wir am nächsten Tag besuchen werden.
23:48:
Vom Duschen wurde uns aufgrund der Höhe am ersten Tag abgeraten, daher legen wir uns leicht stinkend ins Bett. Fazit: In der Gruppe und gut ausgerüstet macht Zug fahren wirklich Spaß!.
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