Karre abholen, und los geht’s! Auto fahren in Indien ist ein einzigartiges Erlebnis und ein richtiges Abenteuer. Wir starten in Chennai an der Ostküste und arbeiten uns quer durch das Land Richtung Westen vor.
Mit einem Zwischenstop in Delhi geht es per Flieger nach Bangalore, wo wir nur eine kurze Nacht verbringen und um 3.30 Uhr schon wieder Richtung Flughafen unterwegs sind, es geht weiter nach Chennai. Ursprünglich hatten wir in Bangalore ein Auto reserviert, aber die dortige AVIS Vermietung hatte leider keine Fahrzeuge mehr verfügbar, so dass wir weiter fliegen müssen nach Chennai. So haben wir immerhin noch die Chance, einen Teil der Strecke an der Ostküste Indiens abzufahren.
In Chennai angekommen müssen wir zwar einige Zeit auf die versprochene Abholung vom Flughafen warten, ansonsten gibt es aber bei der Abholung unseres Toyota Etios keinerlei Probleme. Ganz anders als damals in China. Und dann sind wir endlich wieder auf der Straße unterwegs. Die Schnellstraße von Delhi nach Agra hatte wohl unsere Erwartungen an die indischen Straßenverhältnisse sehr hochgeschraubt, aber wir müssen schnell feststellen, dass Auto fahren in Indien ganz besonders ist.
Dort wo in Deutschland maximal eine Spur wäre, sind hier mindestens drei, es wird links und rechts munter überholt, Rikschas und Mopeds zwingen sich in jede noch so kleine Lücke, und ständig laufen Fußgänger wild über die Straße. Jeder hat hier Vorfahrt. Dazu kommt, dass die Straßen nicht geradeaus gehen, sondern sich irgendwie durch die Landschaft winden, und immer wieder Schlaglöcher in der Größe von Mondkratern auftauchen. Und das alles, natürlich, im Linksverkehr.
Thomas findet sich in dem Verkehr aber irgendwie doch zurecht, und bringt uns sicher nach Puducherry, das bis 1954 die Hauptstadt von Französisch-Indien war und dessen Stadtbild auch heute noch sehr französisch geprägt sein soll. Für unsere Erwartungen wirkt die Stadt dann aber doch sehr indisch, bis auf drei Kirchen, deren Fassade zumindest noch den europäischen Einfluss erkennen lässt, und einige Straßennamen, sieht es hier aus wie in anderen Städten Indiens auch.
Nach einem späten Mittagessen in Puducherry geht es für uns noch ein paar Kilometer weiter nach Tiruchirappalli, wo wir die Nacht verbringen. Auf dem Weg dahin machen wir schnell Bekanntschaft mit den unangenehmen Seiten des indischen Verkehrs, ein Moped fährt uns einen Außenspiegel fast ab, und auch sonst haben wir einige Male das Gefühl, dass es jetzt eigentlich krachen müsste. Sophie stellt treffend fest, dass die Inder Auto fahren wie in einem Computerspiel mit sieben Leben. Am Ortsausgang von Puducherry geraten wir auch noch in eine Polizeikontrolle. In der Stadt sind die Alkoholsteuern wohl sehr niedrig, und so soll unser Gepäck auf dort gekauften Alkohol untersucht werden. Als der Polizist jedoch den komplett vollen Kofferraum öffnet, hat er auch keine Lust mehr, und wir können weiterfahren.
Den nächsten Tag verbringen wir komplett im Chaos des indischen Verkehrs, aber zwischendrin sind die Straßen zumindest mal so gut, um einiges an Strecke zurücklegen zu können, abends sind wir in Alleppey. Die Stadt markiert nicht nur den südlichsten Punkt, den wir in Indien erreichen werden, sondern ist vor allem für die umliegenden Backwaters bekannt, die wir am nächsten Tag besichtigen.
Über unser Hostel buchen wir eine Tour, und schon um 8 Uhr morgens sind wir auf dem Wasser. Per Fähre geht es erst einmal eine Weile durch die Gewässer, die zu allen Zwecken verwendet werden: als Transportstraße, zum Bewässern der Pflanzen, zum Waschen von Kleidung, und mittlerweile natürlich als Einkommensquelle durch den Tourismus.
Gestärkt geht es dann auf eine etwa zweieinhalbstündige Tour in einem kleinen Holzboot, ganz gemächlich per Paddel angetrieben. Nach zwei Tagen auf heißem Asphalt ist das die perfekte Erholung. Die verzweigten Backwaters lassen uns einmal tief durchatmen und entspannen. Nach dem reichlichen Mittagessen bummeln wir im Boot noch 45 Minuten durch das Wasser, dann geht per Fähre wieder zurück an Land.
Abends setzen wir uns noch für eine gute Stunde ins Auto und fahren Richtung Norden nach Kochi. Die nächsten zwei Wochen werden wir uns langsam an der Westküste „hoch“ arbeiten und schließlich in Mumbai das Auto zurückgeben. Vorher bleibt aber noch viel Zeit für Sommer, Sonne und Strand.
Neue Kommentare