350-018 646-206 a00-240 220-802 640-554 70-466 mb7-702 70-417 74-335 c2090-303 Durch die Innere Mongolei • Fahrtendrang

Durch die Innere Mongolei

So viel zu sehen, so viel zu machen, so viel zu planen. Wir kommen mit dem Schreiben des Blogs kaum hinterher. Mittlerweile sind wir seit 10 Tagen unterwegs und haben schon über 4000km hinter uns gebracht. Aber fangen wir bei Kilometer 0 an…

Ein letztes Mal schauen wir uns auf dem Uni Campus um, dann geht es los. Die Zimmer, die für knapp ein Jahr unser zu Hause waren, sind leer geräumt, und alles ist entweder im Auto verstaut, postalisch auf dem Weg nach Deutschland, als Hausrat weiterverkauft oder einfach im Mülleimer gelandet. Dafür ist unser fahrbarer Untersatz jetzt rappelvoll und platzt beinahe aus allen Nähten. Während der ersten Meter haben wir ein komisches Gefühl, das Auslandsjahr ist viel zu schnell vorbei gegangen, aber dafür wartet jetzt ja ein noch größeres Abenteuer auf uns.

Letze Vorbereitungen und packen

Letze Vorbereitungen und packen

Und noch ein Abschiedsfoto mit unserem Auto

Und noch ein Abschiedsfoto mit unserem Auto

Wir – das sind neben Thomas und Fabian noch Thomas‘ Freundin Sophie und unsere gemeinsame Freundin Maren, die uns auf kleinen bzw. größeren Abschnitten der Reise begleiten werden. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg nach Hohhot, der ersten Station der Tour. An das Autofahren in China gewöhnt man sich schneller als gedacht, auch wenn es anfangs etwas seltsam erscheint, wenn ständig rechts überholt oder überall direkt gewendet wird. Es ist auf jeden Fall eine etwas höhere Aufmerksamkeit nötig, aber außerhalb der größeren Städte ist das Verkehrsaufkommen so gering, dass man minutenlang keinen anderen Fahrzeugen begegnet.

Auf dem Weg in den Nordwesten passieren wir ein Teilstück der Großen Mauer – nicht zum letzten Mal auf der Reise. Nachdem wir Peking verlassen haben, durchqueren wir Hebei und erkennen an den doppelsprachig (mongolisch und chinesisch) beschrifteten Straßenschildern, dass wir unser erstes Ziel erreicht haben. Hohhot, die Hauptstadt der Provinz Innere Mongolei, empfängt uns abends mit einem bunt leuchtenden Lichtermeer. Mit etwas Phantasie könnte man sich fast in Las Vegas wähnen.

Letzte Blicke auf die Große Mauer (bei Peking)

Letzte Blicke auf die Große Mauer (bei Peking)

Unser Mongolen-Hostel in Hohot

Unser Mongolen-Hostel in Hohhot

Der nächste Tag beginnt mit einem kurzen Besuch im Da Zhao Kloster in der Stadt. Das verhältnismäßig gut erhaltene Lamakloster ist ganz nett, aber am meisten erfreuen uns Barren und Reck, die scheinbar zusammenhangslos irgendwo in der Anlage platziert wurden. Höchste Zeit für das erste Gruppenfoto!

IMG_9279-001

Kunstturnen im Lamatempel: Maren, Thomas, Sophie, Fabian (v.l.n.r)

Kunstturnen im Lamatempel: Maren, Thomas, Sophie, Fabian (v.l.n.r)

Weiter geht es Richtung Norden, die Innere Mongolei ist unter anderem auch für ihre Graslandschaften berühmt. Nachdem wir den Fahrersitz stilecht mit einer „Taxifahrermatte“ ausgestattet haben, befinden wir uns schon bald in den grünen Hügeln und auf der Suche nach den schönsten Stellen. Als wir kurz stoppen, hält auf einmal ein Fahrzeug mit einem Ehepaar neben uns und die Frau bietet uns an, zu ihrer Familie zu kommen, um dort in einer mongolischen Unterkunft zu essen und zu schlafen. Dass dies durchaus üblich ist, haben wir bereits im Vorfeld erfahren und sind auch nicht komplett abgeneigt, aber wollen erst einmal selbst weiter fahren. Zunächst noch höflich, und irgendwann dann ziemlich genervt lehnen wir ab, aber die Frau lässt sich dadurch wenig beeindrucken und lässt einen chinesischen Redeschwall nach dem anderen auf uns los.

Weiten der Graslandschaften

Weiten der Graslandschaften

Irgendwann haben wir genug und fahren weiter, aber werden direkt von unseren neuen Freunden verfolgt und überholt. An einer Mautstation zahlen sie sogar unsere Gebühr mit, und wir wissen langsam nicht mehr, wie wir unsere Begleiter noch abschütteln wollen. Als wir dann die angesprochenen Unterkünfte sehen, verlieren wir auch die letzte Lust, noch eine Nacht dort zu verbringen. Unzählige billige Jurten wurden zu großen Ansammmlungen zusammengestellt, um die Touristenströme abfertigen zu können. Von dem vielleicht einmal vorhandenen Flair ist nichts mehr vorhanden, und als unsere Begleiter beginnen, uns auszubremsen und zu schneiden, damit wir endlich stehen bleiben, wollen wir nur noch weg.

Graslandschaften mit grnicht soviel Gras

Graslandschaften mit gar nicht soviel Gras

Wenige Kilometer weiter haben wir dafür dann endlich unsere Ruhe und plündern bei einem köstlichen Picknick die ersten Vorräte unser Nahrungskiste, die mit allen Resten aus Peking bestückt wurde. Gegen Abend erreichen wir Baotou, eine Industriestadt westlich von Hohhot. Hier gibt es wenig zu sehen, daher entscheiden wir uns, nach einem Hotpot-Essen (typisch mongolische Küche), noch etwas weiter zu fahren.

Sonnenuntergang bei Baotou

Sonnenuntergang bei Baotou

Weit nach Mitternacht erreichen wir schließlich Linhe, eine kleinere Stadt nicht weit entfernt vom Gelben Fluss. Ziemlich müde und erschöpft nehmen wir das erste 宾馆 (Binguan – ähnlich wie ein Hostel), das wir finden. Die Hygiene lässt zwar zu wünschen übrig und zum Duschen müssen wir am nächsten Morgen zwei Stockwerke tiefer, aber als wir beim auschecken erfahren, dass der Preis, den wir als Preis pro Person verstanden hatten, für das komplette Viererzimmer ist, geht es uns direkt wieder gut. Für umgerechnet zwei Euro schläft es sich wirklich gut.

Am nächsten Morgen kaufen wir uns zunächst beim örtlichen Supermarkt unser Frühstück, ehe wir uns auf dem Weg zu den abgeschiedenen Höhlentempeln Agui Miao machen. Dafür geht es zwischen zahlreichen LKWs durch die Wüste und anschließend einen sechs Kilometer langen steinigen Pass zu dem Kloster. Als wir nach dem Weg fragen wollen, warnen uns Einheimische noch vor den Gefahren des Passes bei Nässe, aber bislang hatte es kaum geregnet. Für die Mönche und Bauarbeiter an den Höhlen sind die 外国人(„Ausländer“) mit eigenem Auto und Pekinger Kennzeichen mindestens ebenso spannend wie die Höhle für uns. Nach einem kurzen und bunt geschmückten Aufstieg sind wir in der Höhle, die weniger durch ihre Größe, als durch ihre zahlreichen Verzierungen beeindruckt und – für die armen Studenten nicht ganz unbedeutend – keinen Eintritt kostet.

Straßen zu den Höhlentempeln

Straßen zu den Höhlentempeln

Ankunft an den Höhlentempeln

Ankunft an den Höhlentempeln

Blick aus den Höhlentempeln

Blick aus den Höhlentempeln

Etwas weiter unterhalb führt eine weitere Treppe in die Berge, an deren Ende jedoch nur ein verschlossenes Tor auf uns wartet. Auf den letzten Metern zum Auto hören wir es auf einmal gewaltig donnern, und wir erreichen unser trockenes Gefährt gerade noch rechtzeitig, um zu beobachten, wie sich der Pass binnen Minuten in ein schlammiges Etwas mit reißenden Fluten verwandelt. Selbst auf der asphaltierten Straße schwemmen die Wassermassen größere Erd- und Steinbrocken auf den Asphalt, so dass wir ziemlich erleichtert sind, dass unser Auto alles unbeschadet überlebt.

Überflutete Straßen

Überflutete Straßen

Und schon wieder alles vorbei - die Sonne scheint wieder

Und schon wieder alles vorbei – die Sonne scheint wieder

Da wir allenfalls eine grobe Idee hatten, als wir losfuhren, verbringen wir den Abend ziemlich erfolglos damit, die Route genauer festzulegen. Irgendwann fallen wir dann todmüde ins Bett, diesmal in Wuhai. Nach drei Tagen sind wir bereits etwa 1000km von Peking entfernt. Weiter gehen soll es durch die Wüste nach Gansu und anschließend nach Sichuan. Wir sind gespannt!.

Hinterlasse eine Kommentar