350-018 646-206 a00-240 220-802 640-554 70-466 mb7-702 70-417 74-335 c2090-303 Zieleinlauf auf Chinas Straßen • Fahrtendrang

Zieleinlauf auf Chinas Straßen

Die letzten Kilometer in unserem Elantra stehen an. In Chengdu haben wir noch Allerlei Organisatorisches zu erledigen, bevor wir in den Zug nach Tibet steigen können. Aber auch das gehört zu einer Reise dazu.

Nach den Holperstraßen der letzten Tage sind die letzten 500km über die gut ausgebaute Schnellstraße wahre Entspannung. Unser Auto hat alle Strapazen gut überstanden, und am Ende stehen 9767km quer durch China auf dem Tacho sowie etwa 2800 Yuan (etwa 340€) an Mautgebühren. In Chengdu werden wir mit einem herzlichen Stau empfangen, aber finden über Umwege den Weg zum Bahnhof.

Nach fast 10.000 km ist unser Roadtrip in China schon fast vorbei

Nach fast 10.000 km ist unser Roadtrip in China schon fast vorbei

Dort wollen wir unsere Tickets für die Fahrt nach Tibet abholen, aber am Schalter weigert sich die Beamtin, uns die Fahrkarten auszustellen, weil wir unser Travel Permit für Tibet nur in elektronischer und nicht in Papierform vorlegen können. Da sie sich auch weder durch warme Worte noch durch Diskussionen erweichen lässt, suchen wir im Umfeld des Bahnhofs verzweifelt nach einem Drucker, und werden schließlich in einem Supermarkt fündig, in dem in der letzten Ecke noch ein altes Multifunktionsgerät steht. Eine halbe Stunde später halten wir endlich sowohl die Permits als auch die Zugtickets in der Hand.

Stau bei der Einfahrt nach Chengdu

Stau bei der Einfahrt nach Chengdu

Nach einer erholsamen Nacht fahren wir zunächst zur örtlichen Traffic Police, um unsere Strafzettel zu bezahlen. Die Hotline der Autovermietung hatte uns schriftlich mitgeteilt, dass wir unsere Strafe in jeder Polizeistation in ganz China bezahlen können. Vor Ort stellt sich allerdings nach ewigem Hin und Her heraus, dass wir nur in Peking (wo der Führerschein ausgestellt wurde) und in der Provinz, in der wir geblitzt wurden, unsere Schulden begleichen können. Die einzige Lösungsmöglichkeit ist in unserer Situation wohl, für das 6,5-fache des eigentlichen Strafzettels eine andere Person nach Peking zu schicken, die sich als Fahrer ausgibt und damit die Strafe bezahlt und die Punkte bekommt.

Sophies Kamera wird in all' ihre Einzelteile zerlegt

Sophies Kamera wird in all’ ihre Einzelteile zerlegt

IMG_1630

Nach diesem unbefriedigenden Erlebnis möchten wir noch Sophies Kamera reparieren, die seit der Wüstentour nicht mehr funktioniert. In einem offiziellen Canon-Shop wird uns sehr freundlich und englischsprachig weitergeholfen, allerdings übersteigen die Kosten für eine mögliche Reparatur auch den eigentlichen Wert der Kamera. Schließlich landen wir in einem riesigen Gebäude, in dem jegliche Elektroartikel verkauft werden, an einem Stand, wo die Kamera in 90 Minuten komplett in ihre Einzelteile zerlegt wird. Dann steht fest, dass wir einen neuen Motor brauchen, den der Tüftler für 300 Yuan einbauen könnte. Wenn einer die Kamera reparieren kann, dann wohl er, und so nehmen wir das Angebot an.

IMG_1611

IMG_1633

IMG_1639

Der Tag ist bis dahin schon weit vorangeschritten, aber wir wollen noch etwas Positives mitnehmen und fahren etwas Richtung Süden nach Leshan, zum größten Buddha der Welt. Um die 71m große und 1200 Jahre alte Figur führt ein in Fels gebauter Wanderweg, so dass man sie von allen Seiten und Höhen betrachten kann. Auf dem Rückweg nach Chengdu halten wir noch in einem verlassenen Dorf, denn wir müssen noch unsere China-Böller zünden, deren Kauf wir irgendwo auf dem Land mal als existentiell wichtig erachtet hatten. Seitdem hatten wir sie im Auto rumkutschiert und vergessen, erst recht nachdem in der Höhe unser einziges Feuerzeug explodiert war. Zum Abschluss der Autotour durch China wird die ziemlich kurze Zündschnur aber doch noch gezündet.

Chinaböller

Chinaböller

Und Zündung

Und Zündung

Zum Abschluss des Tages müssen wir nach knapp vier Wochen unser Auto abgegeben. Auf knapp 10000km über Stock und Stein hatten wir quasi keinerlei Probleme mit unserem fahrbaren Untersatz, abgesehen von überhitzten Bremsen auf endlos langen Abfahrten und einem hörbaren Keilriemen bei Nässe. Es wird fast emotional, als wir die letzten Gegenstände aus den tiefsten Ritzen räumen und manch verloren geglaubte Speicherkarte wiederfinden. Ein Abschlussfoto und eine erstaunliche schnelle Rückgabe später sind wir unser liebgewonnenes Fahrzeug los und von nun an für einige Tage ohne eigenes Auto unterwegs.

Abschiedsbild mit unserem Auto in China

Abschiedsbild mit unserem Auto in China

Nach einer relativ kurzen Nacht, die wir hauptsächlich mit Packen und weiteren Urlaubsplanungen verbringen, geht es am nächsten Tag mit Rucksack und Tüten voller Vorräte zum Bahnhof. Nach 48h Stunden Zugfahrt wartet Tibet auf uns..

Hinterlasse eine Kommentar